1930
1930
Das Problem vieler Bars ist natürlich, dass das Gegenüber vieler hochprofessioneller Bartender manchmal bestenfalls Amateurstatus mitbringt. Hinter den Tresen darf nur eine geschulte Elite, vor den Tresen jeder, der alleine in seine Hose gefunden hat. So ungefähr. Damit soll nun aber keine Forderung nach einer härteren Tür verbunden sein, sondern die Anregung zu einer Qualifizierungsmöglichkeit für den aufstrebenden Getränkekunden; etwa so, wie das die Bar 1930 in Mailand macht: das Lokal (dessen Name keine Jahreszahl ist, sondern irgendwas mit Buslinien zu tun hat) ist ein Speakeasy. Ach was, mag man da sagen, ganz was Neues. Allerdings meint man es im 1930 ernst – man will da nicht gefunden werden; zumindest nicht gleich und nicht von jedem. Man muss sich den Eintritt erst würdevoll ertrinken, und zwar in einem der anderen Betriebe der Betreiber (beispielsweise dem Mag Cafè).
Wer sich da bewährt, dem wird der Zugang ins 1930 gewährt, und auf diese Weise zeigt sich endlich mal ein Eliteverständnis, das auf Können anstatt auf Kleidung beruht. Drinnen findet sich eine Mischung aus Kaffeehaus-Gemütlichkeit und Cocktail-Avantgarde, mit einer Karte, deren Produkte auf den Blättern einer Topf-Agave zu finden sind. Man verspürt sofort das Gefühl der Belohnung, das aus einem völlig unterschätzten Talent erwächst und nun endlich anerkannt wird: als Gast etwas zu taugen.