Tintenbar
Einer, der nach Jahrzehnten hinterm fremden Tresen sein eigenes Ding zimmerte, ist auch die Wiener Cocktail-Legende Heinz Kaiser. Die „Dino’s Apothecary“ wurde zu Jahresbeginn fertig, hat aber keinen Gartenbereich. Weshalb post-coronal auf die andere Seite des Donaukanals gewechselt wurde.
Dort hat ein selten hässliches Denkmal offenbar jegliche weitere Bebauung abgeschreckt. Die Kantine, die einen Einzug von allein 6.000 Bürohengsten und -stuten ihr Eigen nennt („Wenn endlich alle aus dem Home Office zurück sind“), betreibt Hannah Neunteufel. Und mit ihrer Küche wird sommers die Tintenbar bespielt. Ein Jeton-System bringt eine Flatrate (10,50 Euro) bei den Drinks mit. Prächtig ist das Barfood, das ebenso wie die Cocktails leicht südamerikanische Schlagseite hat. Wenn nicht Freitag oder Samstag am Kalender steht. Dann gibt es Steckerlfisch. Und dazu z. B. eine Michelada vom Feinsten, befeuert von „Heinz’ Jungle Juice“.
Die Verbindung mit der Kantine bringt auch das „Hannahs Harvesting Home“-Symbol auf die Cocktail-Karte: Es steht für ausschließlich mit österreichischen Zutaten gekochte Gerichte. Oder eben Drinks; im Falle der „Kaiserin“ stammt selbst der Rum aus Wien. Und es wäre nicht Heinz Kaiser, wenn die Crew der Tintenbar nicht abseits des ohnehin reichhaltigen Menus noch Schmackhaftes in petto hätte. Den „Tomato Daiquiri“ beispielsweise, der im Sommer richtig erfreut. Oder den Whiskey Smash, für den man das Basilikum reduziert hat, dafür mit Früchten für Summer Vibes vorm Amtsgebäude sorgt. Kaiser-lich im wahrsten Sinne ist auch die Zigarrenauswahl. Kurz: In der Tintenbar wird die Antithese zum Bier im Pappbecher gelebt, wie sie ein paar Meter flussabwärts der sommerliche Regelfall ist!